
Der Rote Halbmond und das Rote Kreuz in Cox's Bazar, Bangladesch
In Cox's Bazar wird der Rote Halbmond von Bangladesch (Bangladesh Red Crescent Society, BDRCS) von verschiedenen Schwesterorganisationen unterstützt, um die Folgen der Rohingya Flüchtlingskrise zu mildern.
So sind das Schweizerische Rote Kreuz (SRK), das Deutsche, Dänische, Amerikanische und Schwedische Rote Kreuz, sowie der Türkische Rote Halbmond und der Rote Halbmond von Katar vor Ort. Sie unterstützen BDRCS in den Bereichen Gesundheit, Shelter (Behausung), WaSH (Wasser, Sanitäre Anlagen, Hygiene und Abfallmanagement) und Disaster Risk Reduction (Reduzierung von Katastrophenrisiken). Zudem unterstützt IFRC (International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies), die «Dachorganisation» und Vereinigung aller 191 Rotkreuz- und Rothalbmond Organisationen, die Koordination der verschiedenen Schwestergesellschaften.
Die meisten Schwesterorganisationen des Roten Halbmonds von Bangladesch
arbeiten unter einem Dach und teilen sich wichtige Ressourcen
wie den Sicherheitsbeauftragten, die Autos und den überlebenswichtigen Milch-Tee.
Das SRK setzt keine eigenen Projekte um, unterstützt aber BDRCS mit Managementkapazitäten, technischem Wissen und finanziellen Mitteln. BDRCS und das SRK arbeiten in Cox's Bazar einerseits im Rohingya Flüchtlingslager («guest community») und andererseits zusammen mit der Bevölkerung, die in den Gemeinden rund um das Flüchtlingslager lebt («host community»).
Mit dem Fokus auf «Primary and Environmental Health» unterstützt das SRK Projekte im Bereich Gesundheit im Flüchtlingslager und Abfallmanagement im Lager und den umliegenden Gemeinden.
Das SRK Team in Cox’s Bazar setzte sich zu meiner Zeit aus fünf Personen zusammen: Einer Vorgesetzten aus der Schweiz und einem Team aus Bangladesch, genauer einem Projektmanager, einem Planing, Monitoring, Evaluation und Reporting (PMER) Senior Officer, einem Fahrer und mir.
Abfallmanagement im und ums Kutupalong Flüchtlingslager
Um das Gesundheitsrisiko im Lager zu vermindern und zur öffentlichen Gesundheit beizutragen, hat der Rote Halbmond von Bangladesch (BDRCS) zusammen mit dem Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) 2019 ein Abfallmanagement System in einem der 33 Unterlager des Rohingya Flüchtlingslagers aufgebaut.
Um die Anonymität der Personen auf den Fotografien zu wahren, habe ich die Fotografien – alle vom professionellen Fotografen Suman Paul aus Bangladesch und im Besitz des Schweizerischen Roten Kreuzes – mit ChatGPT künsterlisch bearbeitet.
Der Abfall wird direkt von den Haushalten abgeholt. Der meiste Abfall wurde bereits von den Haushalten in organischen (grüner Eimer) und nicht-organischen (roter Eimer) Abfall getrennt.
Die Abwasserkanäle im Camp werden regelmässig gereinigt.
Dies ist besonders wichtig, da sonst das Wasser nicht ablaufen kann und in der Regenzeit das Risiko von Überflutungen und Krankheiten steigt (vgl. Blogbeitrag 3).
Der gesammelte Abfall wird an den Rand des Unterlagers getragen.
Dort wird der Abfall gesammelt und von Abfallsammlern mit Dreirädern (Tricycles) abgeholt.
Der gesammelte Müll wird in die Mülltrennanlage (Material Recovery Facility, MRF) gefahren.
In der Mülltrennanlage wird das Material fein säuberlich von Hand
in organisches und nicht-organisches Material und in Restmüll sortiert.
In der Kompostieranalge wird das organische Material in Kompost umgewandelt.
Das nicht-organische Material wird nach 16 unterschiedlichen Kategorien getrennt
(z.B. PET, Aluminium, Elektroschrott, Hartplastik...) und später in den Materialkreislauf zurückgeführt.
Der Restmüll wird gelagert ...
... abtransportiert ...
... und auf die Müllhalde (sanitary landfill) des Flüchtlingslagers geführt.
Das Sammelsystem in den Gemeinden rund um das Flüchtlingslager funktioniert ähnlich. Auch dort haben BDRCS und das SRK gemeinsam ein Abfallmanagement System inklusive Abfalltrennanlage (Material Recovery Facility) aufgebaut.
Der Abfall wird so in der Palongkhali Union von sieben Märkten und 20 Schulen gesammelt und ...
... mit eVans in die naheliegende Mülltrennanlage transportiert.
Über die Müllhalden, dumpsites und landfills, werde ich in einem späteren Beitrag berichten. Und auch darüber, wie die Menschen im Camp, auf den Märkten und in den Schulen überhaupt erfahren, dass sie ihren Müll den lokalen Müllmännern – vorläufig eingestellt von BDRCS – geben sollen, und was die Vorteile davon sind.
Meine Aufgaben
Meine Hauptaufgabe bestand darin, eine Business Model Analyse zum Abfallmanagement System für die Gemeinden rund ums Flüchtlingslager zu erstellen.
Ich untersuchte, wie hoch die Einnahmen aus verschiedenen Quellen insgesamt sein müssten, um längerfristig alle Ausgaben des Systems decken zu können, damit es selbsttragend würde. Zudem schaute ich mir die aktuellen operationellen und Management-Tätigkeiten an und versuchte herauszuarbeiten, wie das System optimiert werden könnte. Daraus leitete ich Herausforderungen und Potenziale ab für die ökonomische, soziale und ökologische Nachhaltigkeit des Abfallsystems.
Basierend auf diesen Informationen erarbeiteten wir als Team die konkreten nächsten Schritte, um die Lücken zwischen dem aktuellen System und einem zukünftigen eigenständigen und nachhaltigen System zu schliessen.
Des weiteren arbeitete ich eng mit BDRCS und deren Outreach and Awareness Raising Team zusammen, um das Bewusstsein in der Bevölkerung zu Abfallmanagement zu stärken. Das Ziel war, dass die Menschen die Vorteile von Abfallmanagement und die Nachteile dessen Abwesenheit verstanden. Unsere Erwartung war, dass die Menschen mit diesem Verständnis eher bereit wären, ihren Abfall zu trennen, den Abfallsammlern zu geben und in Zukunft auch für die Müllabfuhr zu bezahlen. Ich begleitete das achtköpfige Team in der Ausarbeitung ihrer Strategie und Öffentlichkeitskampagnien. In diesem Punkt half mir auch meine langjährige Pfadierfahrung.
Weitere Aufgaben umfassten die Unterstützung des Senior Planning, Monitoring, Evaluation and Reporting (PMER) Officers im «field-monitoring» des Abfallprojektes im Camp und in den umliegenden Gemeinden durch regelmässige Besuche und Gespräche mit der Bevölkerung und den Behörden. Schliesslich durfte ich den Jahresbericht mitverfassen, der den Fortschritt des Projektes darlegte («Annual Outcome Monitoring»).
Auch arbeitete ich mit zwei Kollegen an einem Buch, welches die Erfahrungen des Schweizerischen Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds von Bangladesch zu Abfallmanagement in Bangladesch zusammenfassen sollte.
All dies bot mir einen grossartigen Einblick in das Thema Abfallmanagement, seine Schwierigkeiten und Vorteile – und war eine persönliche Bestätigung dafür, dass Sozialwissenschaftler*innen genauso wie Ingenieur*innen und Umweltnaturwissenschaftler*innen ihren Platz im Abfallmanagement haben, und haben sollen! ;)
Als nächstes verlassen wir Cox's Bazar und ich werde Euch auf einen Besuch in die Hauptstadt Dhaka mitnehmen.
Vielen Dank fürs Lesen und Euer Interesse. Solltet Ihr Fragen oder Anregungen haben, schreibt mir bitte oder hinterlasst einen Kommentar!
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