7. Umweltsensibilisierung und ein Hauch von Pfadi-Feeling

Awareness Raising und Community Outreach sind der Prozess, das öffentliche Wissen und Verständnis zu einem bestimmten Thema oder Anliegen zu erweitern. Sie zielen darauf ab, Menschen zu informieren und aufzuklären, und oft auch ihre Einstellungen, Verhaltensweisen und Überzeugungen zu beeinflussen, um ein gewünschtes Ergebnis zu erreichen. 

In unserem Fall, lernten die Menschen im Flüchtlingslager und den umliegenden Gemeinden die Vorteile von Abfallmanagement kennen:

  • Eine saubere Umgebung erhöht das soziale Ansehen.
  • Schlechte Gerüche werden reduziert.
  • Abfallmanagement reduziert das Verstopfen von Entwässerungs- und Abwasserkanälen und befördert das Abfliessen von Regenwasser, wodurch Überschwemmungen verhindert werden.
  • Die Übertragung von Krankheiten über Vektoren und übers Wasser können reduziert werden.
  • Kompost aus organischem Abfall erhöht die Fruchtbarkeit des Bodens und fördert die landwirtschaftliche Produktion.

Was jede*r Einzelne dazu beitragen kann:

  • Littering vermeiden
  • Abfall in organische und nicht-organische Anteile trennen
  • Abfalleimer benützen
  • Abfall den Müllmännern geben

Darstellung aus einem Training mit dem Outreach Team.
Ohne Abfallmanagement (links) vs.
mit gutem Abfallmanagement ...
und natürlich guter Sensibilisierung (rechts).

Zum Outreach Team gehörten acht junge Menschen. Sie führten täglich Haushaltsbesuche im Lager und den umliegenden Gemeinden durch, besuchten über 2000 Markstände, und führten Aktivitäten mit Lehrer*innen und Schüler*innen in 30 Schulen durch.

Besuch in einer Community. 
Frauen und Kinder werden für die Vorteile von Abfallmanagement sensibilisiert.

Sensibilisierung durch das Outreach Team auf einem Markt.

Cleaning Campaign

Ein Highlight waren jeweils die Cleaning Campaigns auf den Märkten in den Gemeinden rund ums Flüchtlingslager – die wir über die Monate zusammen optimierten. Sie wurden von der Bevölkerung sehr geschätzt und vom Outreach Team während meiner Zeit mehrmals auf unterschiedlichen Märkten durchgeführt.

Ziel der Cleaning Campaigns war es, möglichst viele Menschen zu sensibilisieren, zusammen Abfall zu sammeln und ein Gebiet sauberer zurückzulassen, als sie es vorgefunden hatten. 

Eine Cleaning Campaign startete meist mit einem Umzug über den Markt, wobei der Verkehr zum Stillstand gebracht und die Menschen per Mikrofon auf die Kampagne aufmerksam gemacht wurden.

Es folgten Reden zur Wichtigkeit von Abfallmanagement, wofür sich der Vorsitzende der Gemeinde (Chairman) sehr engagierte. In diesem Kontext durfte auch ich als Abgeordnete des Roten Kreuzes vor über 80 Zuhörern sprechen.

Abfallsammel-Wettbewerb Runde 1

Danach wurden die Zuhörer in zwei Teams unterteilt. Das «Team Chairman» wurde mit  roten Eimern für nicht-organischen Abfall ausgestattet, das «Team Swiss Red Cross Representative» mit grünen Eimern für organische Abfälle. Beide erhielten als Ausrüstung Handschuhe, Besen und Schaufeln.

Erste Runde: Abfallsammel-Team-Wettbewerb.
"Team Chairman" bereitete sich vor, um nicht-organischen Abfall zu sammeln.

Team "Swiss Red Cross Representative" suchte organische Abfälle und wurde aktiv vom Outreach Team in roten Vesten unterstützt.

Nicht einmal der Regen konnte den emsigen Sammler*innen etwas antun.
Der organische und nicht-organische Abfall wurde auf dem Marktplatz gesammelt.

In der ersten Sammelaktion kam Einiges an Grünabfällen zusammen.

Abfallsammel-Wettbewerb Runde 2

Zweite Runde: Abfallsammel-Einzel-Wettbewerb.
In der zweiten Runde kam noch einmal sehr viel, meist nicht-organischer Abfall zusammen.

Am Ende wurde der Abfall in getrennten Kategorien gewogen.
Insgesamt kamen pro Cleaning Campaign rund 300-400 kg Abfall zusammen.
Der Müll wurde anschliessend von den Abfallsammlern in grünen Schürzen in die Mülltrennungsanlage (MRF, Material Recovery Facility) gebracht.

Die drei ersten Sieger des Abfallsammel-Einzel-Wettbewerbs erhielten als Preis einen Eimer mit organischem Kompost direkt aus der Kompostieranlage des Roten Halbmonds von Bangladesch und des Schweizerischen Roten Kreuzes (vgl. Beitrag 4).

 

Soviel zum Abfallsammeln und der Umweltbildung. Wo der Pfadi-Spirit reinkam, könnt Ihr Euch wahrscheinlich denken ...



Nächstes Mal verlassen wir Bangladesch und reisen mit dem Zug für drei Wochen durch das Nachbarland Indien. Wir werden Mutter Theresa in Kolkata besuchen, zusammen Darjeeling-Tee in Darjeeling trinken und 200 Jahre alte Wurzelbrücken in Meghalaya überqueren.

 

Vielen Dank fürs Lesen und Euer Interesse. Solltet Ihr Fragen oder Anregungen haben, schreibt mir bitte oder hinterlasst einen Kommentar!


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Kommentare

Andi
Vor 4 Tage

Liebe Mirjam

Das war wieder sehr spannend und lebensnah zu lesen - Kompliment. Auch Kompliment für die Initiative, so viele Leute (vorab Männer!) für diese an sich schmutzige, vielleicht nach herkömmlichem Verständnis auch entwürdigende Arbeit zu begeistern. 

Ich fühle mich an die Clean-up-Days erinnert, wie wir sie hier auch kennen. Wobei es (eigene Erfahrung) vor allem Zigarettenstummeli und PET/Alu_Getränkedosen sind, die hier in meinem Wohnquartier herumliegen. Aber der Grundgedanke "Sorge zu unserer Umwelt" ist natürlich derselbe. - Good on you!

Stadler Johanna
Vor 2 Tage

Dieses Engagement, welches du da geleistet hast und immer noch finde ich grossartig. Ist es schwierig, die Bewohner*innen zu sensibilisieren? Ich stelle mir dies als Kraftakt deinerseits und der Organisation vor. Die Idee mit den roten und grünen Eimern gefällt mir. Johanna